Die Diagnose einer Krebserkrankung stellt für Kinder, Jugendliche und ihre Familien eine immense
Herausforderung dar, die das gesamte Leben verändert. Während die medizinische Versorgung im
Vordergrund steht, sind für die Betroffenen auch psychosoziale Unterstützung und Begleitung
entscheidend, um die Zeit der Behandlung und den Übergang in die Nachsorge zu meistern. Ein
interdisziplinäres Team aus Sozialpädagog:innen, Psycholog:innen, Erzieher:innen sowie Sport- und
Kunsttherapeuti:nnen begleitet die Patient:innen und deren Familien individuell – von den ersten
Tagen der Akuttherapie bis hin zur Rückkehr in den Alltag und einem selbstbestimmten Leben nach
der Therapie. Mit vielfältigen Angeboten, die sich an den körperlichen und emotionalen Bedürfnissen
der Patient orientieren, wird ein Weg zu einer neuen Normalität geebnet, auf dem Vertrauen,
Selbstwirksamkeit und Lebensfreude wiederentdeckt werden können.
Der Übergang in die Nachsorge bzw. Zeit der Dauertherapie wird am UKSH in Kiel mit einem
sogenannten Transitionsgespräch eingeläutet – ein Meilenstein für die Patient:innen, der mit einer
Urkunde eingeleitet wird. Nun liegt der Fokus nicht auf der Krankheit, sondern auf der Genesung hin
zu einer neuen Normalität.
Unterstützt werden die Patient:innen weiterhin vom interdisziplinären Team in der Nachsorge. Die
Sozialpädagogin Regine Affeldt aus der Koordinierten Nachsorge (KoNa) ist die Ansprechpartnerin bei
Fragen zu den Systemen Kita, Schule, Ausbildung sowie allen anderen organisatorischen Anliegen.
Gerade im psychosozialen Bereich benötigen viele ehemals erkrankte Kinder, Jugendliche oder junge
Erwachsene eine intensive und individuelle Beratung und Begleitung. Die Beratungen der KoNa sind
individuell, unverbindlich, kostenfrei und unterliegen der gesetzlichen Schweigepflicht.
Die Sportwissenschaftlerin Nicole Soinski unterstützt die Patient:innen weiterhin und führt mit den
Familien ein Sportberatungsgespräch. Dabei wird zum einen darüber aufgeklärt, dass es wichtig ist,
sich weiterhin körperlich zu betätigen, um wieder fit zu werden und die Rückkehr in den normalen
Alltag zu erleichtern. Zum anderen liegt der Fokus auf den Wünschen und Zielen sowie
Schwierigkeiten, Ängsten und Sorgen der Kinder und Jugendlichen. So kann ein Unterstützungsbedarf
ermittelt und ein gemeinsamer Fahrplan erstellt werden. Dabei können die Anliegen verschieden sein:
Vielleicht bedarf es Unterstützung beim Finden neuer Sportarten oder beim Wiedereinstieg in den
Vereinssport- und/oder Schulsport. Dafür kann auch Kontakt mit den entsprechenden
Ansprechpersonen der einzelnen Bereiche aufgenommen werden. Möchten die Kinder und
Jugendlichen erstmal wieder „fit“ für die gewohnte Sportart werden, kann auch eine RehaSportgruppe vermittelt oder ein individueller (Online-)Trainingsplan für zu Hause erstellt werden.
Darüber hinaus können die Kinder und Jugendlichen über weitere Angebote im Bereich Sport und
Bewegung informiert bleiben. An den Schnuppertagen wird den Kindern und Jugendlichen der Zugang
zu Sport- und Bewegungsangeboten in einem geschützten Rahmen ermöglicht. Hier können sie
gemeinsam mit einem Geschwisterkind, einer/einem Freund:in oder den Eltern ihre alten und neuen
Fähigkeiten (wieder) entdecken. Es gibt die Möglichkeit, sich auszuprobieren, neue Sportarten zu
entdecken und gleichzeitig ihre körperliche Leistungsfähigkeit Schritt für Schritt wiederherzustellen.
Mit dem neu gewonnenen Vertrauen wird die Wiedereingliederung in den Schul- und Vereinssport
und somit zu einem langfristig aktiven Lebensstil erleichtert. Die Aktionen werden in Kooperation mit
dem Zentrum Nord geplant und möglichst vielfältig gestaltet.
Es geht für die Kinder und Jugendlichen allerdings nicht nur sportlich weiter – auch die
Kunsttherapeutin Susann Lewin bietet nach wie vor ihre Unterstützung in Form von Malsitzungen in
der Onkoambulanz oder Tonarbeiten in ihrem Atelier an.
Zusätzlich ist es möglich psychologische Unterstützung in Form von 2-3 Gesprächen zu erhalten, dies
ist sowohl für Anliegen der Eltern, von Geschwisterkindern und natürlich Anliegen der Patient:Innen
möglich. Bei Kindern und Jugendlichen, die von einer Krebserkrankung geheilt wurden, können die
Folgen der Erkrankung und Behandlung zu Belastungen führen. Ängste, Konzentrationsprobleme,
Kontaktschwierigkeiten mit Gleichaltrigen, Ablösungskonflikte von den Eltern u.a. können Thema sein.
Gespräche können helfen Probleme frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungsstrategien zu
finden. Wenn in diesen Gesprächen deutlich wird, dass mehr Unterstützung notwendig ist als wir
leisten können, wird geschaut, welche heimatnahen Möglichkeiten z.B. der psychotherapeutischen
Begleitung es gibt. Auch der Kontakt zu den schulpsychologischen Beratungsstellen oder
Jugendämtern kann gebahnt werden.
Außerhalb der Klinik werden durch den Förderkreis für krebskranke Kinder Kiel e.V. für die
unterschiedlichen Altersklassen (Familien-)Ausflüge und auch Freizeitwochenenden innerhalb
Schleswig-Holsteins angeboten. Hier steht im Vordergrund, Kontakt zu Gleichbetroffenen zu gewinnen
und der Spaß an gemeinsamen Erlebnissen.
Wie erleben Familien das angebotene Spektrum an Möglichkeiten in Kiel? Wir haben Lea, die Mama
einer 5-Jährigen Patientin, zu ihrer Nachsorgeerfahrung am UKSH interviewt. Sie berichtet, dass sie
sich rundum gut betreut und wohl fühlt. Die Familie sei „keine Nummer“, sondern werde mit Herzblut
der Mitarbeitenden immer freundlich empfangen. In der Zeit nach der zehrenden Akuttherapie hätten
sie und ihre Tochter viele positive Erlebnisse gehabt: Am meisten hätten dem Mädchen die
Schnuppertage Spaß gemacht sowie ein Ausflug in einen Freizeitpark und ein Freizeitwochenende mit
anderen betroffenen Familien, u.a. gestaltet von der Koordinierten Nachsorge des Förderkreises. Für
Lea seien nach wie vor die Tür-und-Angel-Gespräche mit anderen Eltern oder auch der Austausch über
soziale Medien hilfreich. Bei der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin am Standort Kiel hatte
unsere Patientin darüber hinaus die Möglichkeit sich zu öffnen und die Familie habe
„Hausaufgaben“/Übungen für Zuhause mitbekommen. Auf der Familienorientierten Reha sei der
Familienzusammenhalt gewachsen und ihre Tochter habe vor allem gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse
zu äußern.
Jede Familie ist anders und doch sitzen alle im gleichen Boot. Wir, als Team, sorgen für die Handbreit
Wasser unterm Kiel